Patenbitten am 25.3.1995
"Nacht ist's und die Sterne funkeln
Ehrenberg versinkt im Dunkeln."
Fast die gesamte Einwohnerschaft von Ehrenberg hatte sich an diesem Abend versammelt, um in
einer langen geschlossenen Autokolonne in Weichenried "einzufallen". Die Freiwillige
Feuerwehr Weichenried-Eulenried-Lindach sollte gebeten werden, als Patenverein für die
Fahnenweihe zu fungieren. Jakob Schlittenbauer, ihr Kommandant, hatte seine große
Maschinenhalle für diese Feier zur Verfügung gestellt, und bei Ankunft der Ehrenberger
war schon die Hälfte der 500 Plätze von den Weichenrieder Einwohnern besetzt.
Geführt von der Blasmusik der "Reiterbuam" und den Festdamen zog die
Ehrenberger Feuerwehr in Uniform ein, danach drängten die "Schlachtenbummler",
vom eisigen Wind draußen getrieben, in die Halle und füllten sie bald bis auf den letzten Platz.
Kommandant Schlittenbauer begrüßte die Gäste und gab der Bitte statt,
ob man sich nicht setzen dürfe: "Hockt's eich halt hi!". Festausschußleiter
Reinhold Treittinger trug nun offiziell seine Bitte vor.
Ohne Gegenleistungen wird aber eine solche
Patenschaft nicht übernommen, und damit das Aushandeln der Konditionen nicht zu lange
dauerte, hatte man sich an den schönen Brauch des Holzscheitl-Kniens erinnert. Zunächst
wurden einige der Ehrengäste zum Probeknien gebeten, darunter der Bürgermeister von
Pfaffenhofen und Schirmherr der Fahnenweihe Hans Prechter, die geistlichen Herren Pater Kerscher
und Pfarrer Irrnhauser, Stadtrat Sepp Reiter, Kreisbrandmeister Kramer und der 2. Bürgermeister
von Hohenwart, Martin Lutz. Die im weiteren Verlauf des Abends eintreffenden Ehrengäste MdL
Rudi Engelhard mit Gattin, 1. Bürgermeister Ludwig Ade aus Hohenwart, Pfarrer Dr. Funk aus
Tegernbach und der örtliche Pfarrer Reinhold Gumbiller mußten auf dieses
Vergnügen verzichten.
Nachdem statt der Prominenz die Anführer der Ehrenberger Wehr sowie die Fahnenmutter
und die Fahnenbraut auf dem Holzscheit niedergekniet waren, - "Einen Rosenkranz lang
kann man es schon aushalten" hatte Pater Kerscher fachkundig geurteilt - ging es ans
Verhandeln.
Bier und Brotzeit jetzt und gleich wurde gefordert - die Festdamen aus Ehrenberg
brachten einen Korb Gerste und Hopfen. Das war den Weichenriedern zu wenig, also wurde ein
Fäßchen hereingetragen. Es erwies sich bald als zu klein, so daß ein
größeres Faß herbeigeschafft werden mußte. Dazu wurden für
alle Festgäste Rollbratensemmeln gebracht.
Um die Gastgeber zu beeindrucken,
wurde als Geschenk ein Feuerwehrauto in die Halle gerollt, das zwar etwas klein geraten war,
aber kräftig spritzen konnte - wenn auch hauptsächlich ins Publikum. Nun ging es
mit der Festlegung der Konditionen für die Bewirtung der Weichenrieder bei der Fahnenweihe
rasch. Nach einer knappen Stunde fand das schmerzhafte Knien ein Ende
(für die Damen hatte es Schaumstoffpolster gegeben), und die Patenschaft war besiegelt.
Die "Reiterbuam" gaben nun ihr Bestes, die Gäste zu unterhalten.
Dazwischen zeigte eine Tanzgruppe Volkstänze, der Gstanzlsänger Josef Freundl
aus Pörnbach besang die Honoratioren aus Ehrenberg und Weichenried samt ihren kleinen
Schwächen und Kalamitäten des Alltags, und ein kurzer volkstümlicher Sketch
bewies, welche Probleme aus dem Beichtgeheimnis erwachsen können. Zum Abschluß
des offiziellen Teiles tanzte das Ehrenberger Männerballett mit altbayerischem Schwung.
Bei alledem wurden Essen, Trinken, Unterhaltung und Tanz nicht außer acht gelassen,
was dazu führte, daß die letzten Gäste erst am hellen Morgen wieder nach
Hause kamen. (Gerlinde Burghard)